Wie die Haßfurter Realschule zu einem 3D-Drucker kommt
Unternehmer Otto Kirchner hat der Schule, die nach seiner Großmutter benannt ist, das teure Gerät gestiftet. Doch wofür wird es eigentlich benötigt?
Schon die ersten Versuche sind ein voller Erfolg: Lehrerin Anke Männer testet, was sie mit dem neuen 3D-Drucker der Haßfurter Realschule so alles produzieren kann. Ein paar Siebtklässler haben gerade Unterricht in dem Raum, in dem der Drucker steht. Immer wieder schauen sie neugierig hin, was ihre Lehrerin da macht. Und sie sind total begeistert darüber, dass da am Ende ein plastisches Objekt rauskommt, das man in die Hand nehmen kann. "Wenn ihr in die 9. Klasse kommt, könnt ihr selbst sowas machen", erklärt Anke Männer den Schülern und bekommt prompt die Antwort: "Können wir das nicht gleich machen?"
So beschreibt die Lehrerin ihre ersten Schritte am ersten eigenen 3D-Drucker der Dr.-Auguste-Kirchner-Realschule in Haßfurt. "Und das ist genau das, was wir wollten", sagt sie. Denn so soll ein Anreiz für den Unterrichtsstoff geschaffen werden. In einer Welt, in der immer mehr digital gearbeitet wird, gehört der IT-Unterricht, in dem die Schüler den richtigen Umgang mit Computern lernen, längst zu den Fächern, die die Schüler auf dem Weg zu ihrem Schulabschluss lernen müssen. Dabei geht es, entgegen den Befürchtungen vieler Eltern, nicht darum, Computerspiele zu spielen, sondern die Kinder und Jugendlichen auf die zahlreichen Berufe vorzubereiten, die heute nicht mehr ohne Computer funktionieren würden.
Ein Bestandteil dieses Unterrichts ist das Konstruieren am Computer. Mit dem von Siemens entwickelten Programm "Solid Edge", das auch in der Industrie mittlerweile viele Unternehmen nutzen, um ihre Produkte zu formen, konstruieren die Schüler beispielsweise Gebäudemodelle. Doch was nützt es, die ganzen schönen Formen im Computer zu haben? "Es ist wichtig, dass die Kinder das, was sie konstruieren, auch selbst in den Händen halten können." So soll ein Anreiz für den Unterrichtsstoff geschaffen werden.
Etwas in den Händen halten
Bisher hat die Schule dafür mit einem Unternehmen aus Lichtenfels zusammengearbeitet, das in seiner Produktion 3D-Drucker einsetzt. Doch das war aufwändig und die Schule konnte nur eine kleine Stückzahl produzieren lassen. So konnte nicht jeder Schüler das von ihm konstruierte Werk mit nach Hause nehmen: Nur die fünf besten Konstruktionen wurden am Schluss ausgewählt, um zu einem Modell zu werden. "Man hat schon gemerkt, dass das ein großer Anreiz war", sagt Anke Männer. Dennoch: Die Schule wollte jedem Schüler die Chance geben, seine Konstruktion am Ende auch anfassen zu können. Also musste ein schuleigener 3D-Drucker her.
"Aber Geld ist ein endliches Gut", sagt Schulleiter Hartmut Hopperdietzel. Und auch das Geld, das der Sachaufwandsträger einer Schule schultern kann, geht irgendwann aus. In diesem Fall ist der Sachaufwandsträger der Schulzweckverband, der sich aus dem Landkreis Haßberge und der Stadt Haßfurt zusammensetzt - mit dem Landrat und dem Bürgermeister als Vorsitzenden. Diesen politisch Verantwortlichen spricht Hopperdietzel auch ein deutliches Lob aus: Kaum eine andere Schule bekomme eine so gute Ausstattung zur Verfügung gestellt, so viele Dinge, die über die Pflichtaufgaben hinausgehen.
Dennoch: Bei der Anschaffung des teuren 3D-Druckers war finanzielle Unterstützung nötig, und die kam von Otto Kirchner. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Fränkischen Rohrwerke in Königsberg, der Firma, die seine Großmutter Auguste Kirchner nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut hatte. Nach ihr wurde im Jahr 2009 auch die Staatliche Realschule in Haßfurt benannt - ein Grund für Otto Kirchner, gerade diese Bildungseinrichtung zu fördern.
2200 Euro steuerte er bei, den "Löwenanteil" des 2500 Euro teuren Druckers. Die restlichen 300 Euro kommen vom Förderverein. Bei der Scheckübergabe sagt Kirchner, dass auch er und sein Unternehmen davon profitieren können, wenn Schüler frühzeitig an die Arbeit mit dem 3D-Drucker herangeführt werden. Immerhin setzen auch die Fränkischen Rohrwerke solche Geräte ein. Wenn also ehemalige Schüler der Haßfurter Realschule einmal anfangen würden, bei ihm zu arbeiten, kämen sie schon mit großen Vorkenntnissen ins Unternehmen. "Sie kennen sich schon aus, wenn sie zu uns kommen, und wissen, was so ein Drucker alles kann", meint Kirchner.
Das Gerät, das die Schule von Kirchners Spende angeschafft hat, stellt plastische Formen aus Kunststoff her, im Gegensatz zu anderen Modellen kann es also keine Metallgegenstände herstellen. Und: Dieser 3D-Drucker arbeitet stärkebasiert, die Verflüssigung des Materials während der Bearbeitung kommt alleine durch die Temperatur zustande. Ein Vorteil für die Schule, denn so entstehen, im Gegensatz zu anderen 3D-Druckern, beim Druckverfahren keine Dämpfe, mit denen das Gerät nur unter einem speziellen Abzug betrieben werden dürfte. Der Nachteil dieser Technik ist allerdings, dass das Druckverfahren länger dauert als bei anderen Methoden: Mehr als eine Stunde dauert es, bis eine fertige Form aus dem Drucker kommt.
Eines der ersten Stücke, die Anke Männer mit dem neuen 3D-Drucker herstellte, war übrigens ein Stempel, mit dem sie Plätzchen in Form des Schullogos backen kann. Die ersten konnte Otto Kirchner gleich bei der Scheckübergabe probieren - und betonte, dass seine Großmutter Auguste sicher nichts dagegen gehabt hätte, dass das Schullogo "Gusti" nach ihr benannt ist.
Quelle: www.mainpost.de